Hinterhalt und Handstreich sind hervorragende Taktiken beim Kampf sowohl von Guerillas wie auch Spezialeinheiten. Hier erfährst du alles Wichtige über deren Ziele und Durchführung.

Hinterhalte und Handstreiche sind überfallartige Angriffe, die Überraschung und das verminderte Situationsbewusstsein des Feindes ausnutzen, um maximale Effektivität zu erreichen. Man unterscheidet:

  • Hinterhalte (engl. Ambush) sind Angriffe auf einen sich bewegenden Feind (z.B. einen Unterstützungskonvoi),
  • Handstreich (engl. Raid) bezeichnet dagegen einen Überfall auf einen sich nicht bewegenden Feind (z.B. einen Beobachtungsposten).

Hinterhalt und Handstreich ähneln sich in vielen Punkten, weshalb wir im Folgenden zunächst den Hinterhalt genauer betrachten und anschließend bloß auf besonders wichtige Unterschiede beim Handstreich eingehen.

Beim Hinterhalt unterscheidet man zusätzlich anhand des gesetzten Ziels:

  • Der Störhinterhalt soll die Feindliche Bewegung verlangsamen oder unterbinden und Verwirrung und Unsicherheit stiften,
  • der Vernichtungshinterhalt zielt auf die Tötung oder Verwundung sämtlicher Feindkräfte ab.

Je nach Lage kann das Ziel um andere Elemente erweitert werden:

  • Befreiung von POWs oder Entführung/Tötung von HVTs,
  • Zerstörung von Gerät wie bspw. Munitionslager,
  • Plünderung von Material wie bspw. Waffen,
  • Finden von Informationen (Intel),
  • Schwächung der Infrastruktur,
  • Demoralisierung des Feindes etc.

Beteiligte Elemente

Bei der Durchführung des Hinterhalts werden mindestens die folgenden Elemente benötigt:

  • Sicherungselement,
  • Deckungselement,
  • Sturmelement,

Zusätzlich können Spezialteams für besondere Aufgaben benötigt werden. Im Folgenden werden die Rollen der Elemente näher erläutert.

Sicherungselement (Späher)

Eine reguläre Armee unterteilt einen Konvoi in folgende Gruppen:

  • Vorauskräfte: Eine kleine Einheit, die den Weg erkunden und ggf. den Feind aufklären soll.
  • Vorhut: der Schwerpunkt der feindlichen Kampfkraft, der auf aufgeklärten Feind schnell reagieren kann.
  • Hauptkräfte: Die „Weichteile“ des Konvois, also bspw. Logistik, Medics o.Ä..
  • Nachhut: Eine Reserveeinheit, die beim Ausbruch eines Feuerkampfes flankierend eingreifen kann.

Würden wir also einem Logistikkonvoi einen Hinterhalt legen, dem aber eine Nachhut aus Kampfpanzern folgt, der fünf Minuten später ankäme, dürften wir nicht zu lange verweilen, weil dies sonst nicht gut für uns ausginge.

Deshalb muss in jede Richtung eines möglicherweise auftretenden Feindes Sicherung aufgebaut werden, welche sich gedeckt hält und eventuell nachkommenden Feind meldet. Das Sicherungsteam besteht optimalerweise aus einem Buddyteam.

Deckungselement

Den eigentlichen Feuerüberfall führt das Deckungselement durch, welches mit den schwereren Waffen ausgerüstet ist. Je nach Auftrag und Zusammensetzung des zu überfallenden Feinds können das die folgenden Waffen sein:

  • Panzerabwehrwaffen,
  • mittlere und schwere MGs,
  • Granatpistolen oder -maschinenwaffen,
  • Sprengsätze, IEDs, Minen,
  • DMRs und Scharfschützengewehre

Je nach Auftrag umfasst das Deckungselement 8 bis 20 Mann.

Sturmelement

Das Sturmelement rollt bei einem Vernichtungshinterhalt den Feind von der Flanke her auf. Es ist nicht in jedem Hinterhalt zwingend notwendig, dieses Element zu stellen. Es ist nur mit leichten Waffen (Sturmgewehren) bewaffnet und ca. anderthalb mal so groß, wie das Deckungselement.

Bei einem Störhinterhalt entfällt das Sturmelement.

Das Sturmelement wird ggf. durch besonders ausgerüstete Einheiten (SEBA) ergänzt. Das SEBA wird vom Sturmelement gesichert, sodass es seinem Auftrag nachgehen kann. Es ist etwa halb so groß, wie das Deckungselement. Seine Ausrüstung richtet sich nach dem Auftrag:

  • Erbeutung von Material und Informationen (dann werden große Taschen benötigt),
  • Zerstörung von Feindmaterial mit Sprengmitteln,
  • Erbeutung von Fahrzeugen,
  • etc.

Vorbereitung

Was jeder vorher wissen muss

Vor der Durchführung des Hinterhalts müssen alle beteiligten Kräfte über die komplette Durchführung informiert werden. Dazu gehören die folgenden Informationen:

  • Wer/was wird überfallen?
  • Wer ist daran beteiligt?
  • Wo wird der Hinterhalt gelegt?
  • Welche künstlichen Sperren werden eingerichtet?
  • Wie werden die Einheiten platziert?
  • Was sind ihre Aufgaben?
  • Wann wird der Feuerüberfall gestartet?
  • Unter welchen Bedingungen wird der Kampf abgebrochen?
  • Welche Rückzugswege gibt es?
  • Wie reagiert man, wenn etwas nicht nach Plan verläuft?

All diese Punkte müssen von den Führungskräften also vorweg geplant und dann in einem ausführlichen Briefing an die Untergebenen weitergegeben werden.

Natürliche Geländevorteile

Der Erfolg eines Hinterhaltes hängt im Wesentlichen vom Gelände ab. Daher ist die Erkundung beim Hinterhalt von herausragender Bedeutung. In Arma kann dazu das Gelände im Editor betrachtet oder anhand der Karte eingeschätzt werden. Der Hinterhalt sollte die Geländevorteile optimal ausnutzen. Günstig für den Hinterhalt ist es wenn:

  • die Bewegungsfreiheit des Feindes durch Kurven, Schluchten, Engstellen, Brücken eingeschränkt ist,
  • die Geschwindigkeit des Feindes durch Kurven, Steigungen u.Ä. vermindert wird,
  • der Einsatz seiner schweren Waffen und Bordkanonen behindert wird,
  • ihm wenig Deckung zur Verfügung steht,
  • ein gedecktes Ausweichen der eigenen Truppen ermöglicht wird.

Die Zone, innerhalb der sich die Ziele beim Überfall befinden werden und auf die das Feuer gerichtet wird, heißt kill zone.

Künstliche Geländevorteile

Geländevorteile können auch durch Sperren o.Ä. künstlich erzeugt werden. Der Vorteil davon ist, dass der Feind somit keine Geländenachteile aus der Karte herauslesen kann, die er unter besonderer Vorsicht passiert. Dazu können folgende Mittel eingesetzt werden:

  • Blockade mithilfe von Gegenständen, z.B. Fahrzeuge oder Panzersperren, Stacheldraht,
  • Verminung möglicher Fluchtwege,
  • Beschädigung von Straßen, Gräben u.Ä. (in Arma nicht möglich).

Mit solchen Sperren kann der Feind auch gezielt in bestimmte kill zones gelenkt werden, wo er ein leichtes Ziel für den Deckungstrupp ist. Dabei ist darauf zu achten, dass der Fluchtweg möglichst wenig Deckung für den Feind bietet und scheinbar gute Deckungen durch Sprengfallen oder gut abgestimmten Mörserbeschuss zur Todesfalle werden.

Durch die Ausnutzung dieser Vorteile kann selbst eine zahlenmäßig unterlegene Einheit die Oberhand gewinnen. So reichen zwei Trupps mit Panzerfäusten aus, um eine Panzerkolonne schwer zu stören, wenn die Fahrzeuge durchs Gelände nur langsam fahren können und die nachfolgenden Panzer blockiert werden, wie im Beispielbild zu sehen.

Positionierung der Einheiten

Die Späher sind so platziert, dass sie in alle möglichen Anmarschrouten des Feindes spähen können. Sie müssen dabei verdeckt bleiben können. Sicht auf die kill zone brauchen sie nicht, daher sind sie oft etwas weiter von den anderen Teilen entfernt.

Die Deckungstrupps bilden entweder eine Reihe oder eine L-Formation. Eine L-Formation bietet den Vorteil, dass die kill zone von zwei Seiten und somit mit Kreuzfeuer beschossen werden kann, was die Handlungsmöglichkeiten des Feindes noch weiter beschränkt.

Bei der Positionierung der Deckungstrupps ist es nicht zwingend notwendig, dass jeder Schütze die komplette kill zone einsehen kann. Vorteilhafter ist es, jedem Buddyteam einen bestimmten Bereich zuzuteilen, um die verfügbaren Kräfte besser auszunutzen.

Das Sturmelement platziert sich so, dass es möglichst nahe an der kill zone abwarten und dann schnell zuschlagen kann.

Durchführung

Anmarsch

Das A und O des Hinterhalts ist, nicht entdeckt zu werden, bevor er beginnt, um das Überraschungsmoment für sich zu haben. Daher ist es besonders wichtig, dass die Anmarschroute verdeckt gewählt wird. Dafür gilt:

  • von Siedlungen und Verkehrswegen fern halten,
  • Wälder, Täler, Buschland als Deckungen nutzen,
  • Situationsbewusstsein aufrecht erhalten.

Auch wenn man ggf. unter Zeitdruck steht: Ein übereilter oder hektischer Anmarsch kann den Hinterhalt vereiteln, bevor er gelegt ist.

Hinterhalt legen

Im Zielgebiet angekommen erfüllen alle Einheiten eigenständig ihren Auftrag: Sperren werden errichtet, Sprengsätze gelegt und geeignete Positionen für den Kampf gesucht. Es bleibt weiterhin wichtig, dabei möglichst unentdeckt zu bleiben! Daher gilt:

  • vorsichtig und gedeckt bewegen,
  • Sprengmittel versteckt legen (nicht mitten auf der Straße),
  • nach Abschluss der Vorbereitungen verstecken!

Sind die Vorbereitungen getroffen, können alle Deckungstrupps und Sturmtrupps in versteckte Positionen gehen. Es genügt, wenn einer verbleibt, der den anderen dann das Signal für den Feuerüberfall gibt.

Die Späher melden aus versteckter Position heraus, sobald der Zielkonvoi in Sicht ist.

Feuerkampf führen

Der Hinterhalt wird durch die Sperrung oder Zerstörung eines Fahrzeugs eröffnet. Hierzu gibt es drei Möglichkeiten:

  • Zerstörung des ersten Fahrzeugs: Dies blockiert alle folgenden Fahrzeuge, sodass der Konvoi zum Erliegen kommt. Ein Ausweichen zur Seite wird durch Geländevorteile verhindert. Danach ist es zweckmäßig, die Fahrzeuge von hinten nach vorne zu bekämpfen, sodass beide Fluchtrichtungen blockiert sind.
  • Zerstörung eines mittleren Fahrzeugs: Dadurch wird eine Kolonne in zwei Abschnitte aufgespalten, womit auch die Feuerkraft getrennt wird. Das ist zweckmäßig, wenn der Feind zahlenmäßig überlegen ist, weil man für einen der Abschnitte eine örtlich und zeitlich begrenzte Überlegenheit herstellen kann. Geländevorteile verhindern, dass der andere Teil schnell unterstützen kann.
  • Zerstörung eines der hinteren Fahrzeuge: Dies hat zur Folge, dass der Feind weiter nach vorne durchstoßen kann und die hinteren Fahrzeuge hilflos zurück bleiben, sodass sie bekämpft werden können. Diese Methode ist bei großen Marschkolonnen und überlegenem Feind zweckmäßig.

Ist das Zielfahrzeug in der vorgesehenen Zone angekommen, erfolgt der Feuerüberfall. Das Deckungselement eröffnet das Feuer und zerstört zunächst die wehrhaftesten Fahrzeuge oder Soldaten des Feindes. Massives Unterdrueckungsfeuer zwingt den Feind in die Defensive und drängt ihn ggf. in mit Sprengfallen gespickte Areale.

Haben die Deckungstrupps die Feuerüberlegenheit hergestellt, greift das Sturmelement an und erfüllt seinen Auftrag. Dabei ist keine Zeit zu verlieren: Besser man, plündert nur die Hälfte des Materials, als mit der ganzen Beute vom nachrückenden Feind eingeholt zu werden.

Vom Feind lösen

Ist das Ziel des Hinterhalts erfüllt, rückt feindliche Verstärkung an oder ist eine kritische Zeit überschritten, wird der Feuerkampf abgebrochen. Dies erfolgt entweder auf Befehl des Kommandierenden oder nach vereinbarten Signalen oder Umständen. Zuerst löst sich das Sturmelement, dann das Deckungselement und zuletzt das Sicherungselement. Wichtig ist, dass alle Elemente den Rückzug antreten und keines zurückgelassen wird. Allerdings können die Wege unterschiedlich sein.

Wichtig ist, beim Rückzug wie schon beim Anmarsch gedeckt und heimlich vorzugehen – dabei aber das Tempo aufrecht zu erhalten, um möglichst schnell Distanz zum Feind aufzubauen. Die Route muss selbstverständlich jedem bekannt sein, sodass er sich notfalls selbständig zurückziehen kann. Wer auf Nummer sicher gehen will, legt zudem einen alternativen Sammelpunkt fest, falls der ursprünglich vorgesehene nicht erreicht werden kann.

Um feindliche Verfolger aufzuhalten, können zusätzliche Mittel ergriffen werden:

  • Der Rückzug sollte von einem Trupp überwacht werden, der für die übrigen Einheiten Deckungsfeuer geben kann. Dies wird am besten in Form von Fire-and-Movement durchgeführt.
  • Rauch dient als zusätzliche Deckung.
  • Minen, Sprengfallen oder Sprengmittel mit Zeitzünder können den Vormarsch des Feindes verlangsamen.