Die British Army Rifle Section
Struktur
Die Rifle Section bestand in den 1970er und 1980er Jahren aus acht Soldat/innen, organisiert in eine Rifle Group (Section Commander und 4 Riflemen) und eine Gun Group (Second in Command, Gunner und Gunner Assistant). Während und nach dem Falklandkrieg 1982 gab es erste Ansätze auf ein Fireteam-System umzustellen.
Mit Einführung der L85/L86 Waffenfamilie wurde die Fire Team-Struktur die Standardaufstellung der Rifle Section. Die Section wird dazu in zwei Fire Teams aufgeteilt. Jedes Fireteam besteht aus vier Soldaten/innen, die durch ihre Bewaffnung eine individuelle Aufgabe wahrnehmen. Die Bewaffnung war seit der verbindlichen Einführung der Fire Team-Struktur starken Änderungen unterworfen, weiter unten wird eine tabellarische Zeitabfolge der Veränderungen gegeben.
Mit der Änderung der Bewaffnung im Jahre 2019 obliegt es dem/der Section Commander entsprechend der Situation aus beiden Varianten zu wählen.
Bewaffnung
1970er bis Ende der 1980er Jahre
Panzergefahr | keine Panzergefahr | |
---|---|---|
Rilfe Group | Section Commander: L1A1 SLR | Section Commander: L1A1 SLR |
MAW No. 1: L1A1 MAW + L2A3 SmG | Rifleman: 1 L1A1 SLR + 1 L1A1 Rocket (M72 LAW) | |
MAW No. 2: L1A1 SLR | Rifleman: 1 L1A1 SLR + 1 L1A1 Rocket (M72 LAW) | |
Rifleman: 1 L1A1 SLR + 1 L1A1 Rocket (M72 LAW) | Rifleman: 1 L1A1 SLR + 1 L1A1 Rocket (M72 LAW) | |
Rifleman: 1 L1A1 SLR + 1 L1A1 Rocket (M72 LAW) | Rifleman: 1 L1A1 SLR + 1 L1A1 Rocket (M72 LAW) | |
Gun Group | Section Second in Command: L1A1 SLR | Section Second in Command: L1A1 SLR |
Gunner: L7A2 General-Purpose Machine Gun | Gunner: L7A2 General-Purpose Machine Gun | |
Gunner Assistant: 1 L1A1 SLR | Gunner Assistant: 1 L1A1 SLR |
Bewaffnungsentwicklung seit Ende der 1980er Jahre
Ende 1980er – bis Ende 1990er Jahre | Ende 1990er – bis Ende 2010er Jahre | Seit Ende der 2010er Jahre | |
---|---|---|---|
Fire Team Charlie | Section Commander: L85A1 | Section Commander: L85A2 | Section Commander: L85A3 |
Gunner: L86A1 LSW | Gunner: L110A2 | Rifleman: L85A3 | |
Rifleman: L85A1 | Rifleman: L85A2 (seit 2003 Grenadier: L85A2 mit L123A2 UGL) | Grenadier: L85A3 mit L123A2 UGL | |
Rifleman: L85A1 | Sharpshooter: L86A2 LSW (ab ca. 2010: L129A1) | Sharpshooter: L129A1 | |
Fire Team Delta | Section Second in Command: L85A1 | Section Second in Command: L85A2 | Section Second in Command: L85A3 |
Gunner: L86A1 LSW | Gunner: L110A2 | Gunner: L85A3, optional L7A2 GPMG | |
Rifleman: L85A1 | Rifleman: L85A2 (seit 2003 Grenadier: L85A2 mit L123A2 UGL) | Grenadier: L85A3 mit L123A2 UGL | |
Rifleman: L85A1 | Sharpshooter: L86A2 LSW (ab ca. 2010: L129A1) | Rifleman: L85A3 | |
Optiken | alle Waffen: SUSAT | L85/L86: SUSAT; L129A1: Trijicon ACOG TA648-RMR-UKS | L85: ELCAN SpecterOS 4× LDS mit MRD; L129A1: Trijicon ACOG TA648-RMR-UKS |
zusätzliche Bewaffnung | mehrere L1A1 Rocket | mehrere ILAW (AT-4) | ein MATADOR-System (RGW-90) |
ein LAW-80 (vergleichbar der SMAW) | eine NLAW | ||
Gewehrgranaten | bis ca. 2003: Gewehrgranaten |
Die zusätzliche Bewaffnung, insbesondere die schwereren Systeme, werden bei Notwendigkeit mitgeführt.
Formationen und Bewegungen
Die Formationen der britischen Riflesections sind wie alle anderen Formationen generell nur geeignet für Verlegungen oder wenn Kontakt gesucht wird (Vorgefechtsordnung). Spätestens wenn auf Widerstand gestoßen wird, der nicht aus der Bewegung vernichtet werden kann, wird zu einer anderen Taktik der Bewegung übergegangen.
Single File
Ist die einfachste Formation für Sections. Sie dient als Formation für Verlegungen in unübersichtlichem Gelände, wenn Geschwindigkeit oder Tarnung wichtiger als Eigensicherung ist und Feindkontakt eher unwahrscheinlich.
Vorteile:
- Gute Flankensicherung.
- Kleine Silhouette bei der Bewegung entlang oder in Geländemerkmalen, wie Gräben oder Hainen in Marschrichtung.
- Guter Zusammenhalt der Section in Dickichten oder hohen, dichten Pflanzungen.
- Einfache Bewegung auf engen Pfaden.
- Einfache Koordinierung bei der Überwindung von Hindernissen.
Nachteile:
- Extreme Anfälligkeit für Feuer von vorne oder hinten.
- Gänsemarsch macht dumm, die Aufmerksamkeit der Mitglieder der Section kann sinken und damit die eigentlich gute Flankensicherung.
Staggered File
Ist die Standardformation bei Verlegungen, sofern genug Platz für die Section zur Verfügung steht. Staggered File eignet sich sowohl für Bewegungen im Gelände als auch für Patrouillen in Siedlungen. Die Schützenreihe der Bundeswehr ist in Funktion und Form am ehesten mit der Staggered File vergleichbar.
Vorteile:
- Sehr gute Sicherung nach vorn, hinten und zu den Seiten.
- Hohe Geschwindigkeit.
- Einfache Kontrolle durch den/die Section Commander.
- Gut bei Bewegungen unter extrem schlechten Sichtbedingungen, da Mitglieder der Section am engsten beieinander.
Nachteile:
- Nicht geeignet zur Überwindung offenen Geländes.
- Die Section bietet ein kleines Flächenziel für Granaten.
Extended Line
Ist eine Vorgefechtsordnung um Kontakt mit einem voraus befindlichen Feind herzustellen. Ziel ist es, alle Waffen aus der Bewegung heraus nach vorne wirken lassen zu können. Die Extended Line ist am ehesten mit der Schützenlinie, dem Schützenrudel der Bundeswehr, vergleichbar. Die Extended Line ist vor allem für Angriffshandlungen unter Sicherung anderer Sections geeignet.
Vorteile:
- Volle Feuerkraft nach vorne.
- Geeignet für die Durchquerung offenen Geländes, welches mutmaßlich frontal vom Gegner eingesehen werden kann.
Nachteile:
- Schwierig seitens des/der Section Commander zu koordinieren.
- Geringe Geschwindigkeit.
- Geringe Sicherheit an den Flanken und im Rücken.
- Ungeeignet für Kampf in Siedlungen.
Arrowhead
Ist eine Besonderheit der britischen Infanterie und wie die Extended Line eine Vorgefechtsordnung, wenn Kontakt vor allem von vorn erwartet wird. Arrowhead ist vor allem nützlich, wenn eine Section alleine agiert oder die Point Section im Travelling Overwatch eines Platoons stellt.
Vorteile:
- Volle Feuerkraft nach vorn.
- Gute Sicherheit an den Flanken.
- Geeignet für die Durchquerung offenen Geländes, wo der Gegner frontal oder an den Flügeln auftreten kann.
- Einfacher durch den/die Section Commander zu koordinieren als die Extended Line.
Nachteile:
- Geringe Sicherheit nach Hinten.
- Geringe Geschwindigkeit.
- Ungeeignet für Kampf in Siedlungen.
Führung
Die Section wird von der/dem Section Commander im Range eines Corporal geführt, als Stellvertretung fungiert die/der Section Second in Command (2iC) im Range eines Lance Corporal.
Die Aufteilung der Section in Rifle Group, geführt von der/dem Section Commander und Gun Group, geführt von der/dem 2iC, wurde in dieser Form schon seit dem Zweiten Weltkrieg bei den British Armed Forces praktiziert. Je nach Situation kann die/der Section Commander auch einzelne Rifleman einer Group assignieren oder designieren, beispielsweise in der Gun Group die Rolle des Gunner Assistant durch die/den 2iC ausfüllen lassen und die Rifle Group auf sechs Soldat/innen verstärken. Die Gun Group stellt die Feuerbasis für die Manöver der Rifle Group. Aufgabe der Rifle Group ist es in Stellungen einzubrechen, Gebäude zu sichern und Panzernahbekämpfung zu leisten. Bei dieser Struktur bietet sich vor allem „raupenartiges Vorgehen“ an. Die gesamte Section sollte aber, solange die Lage es erlaubt, geschlossen geführt werden.
Bei der Fire Team-Struktur führt die/der Section Commander zugleich das erste Fireteam und die gesamte Section. Sie/er vereint somit die Aufgaben von Section Commander und Fire Team Leader. Das zweite Fire Team wird von der/dem Second in Command geführt. Die Fire Teams werden generell als Elemente einer Einheit geführt um schon mit einer Section „Feuern und Bewegen“ und andere taktische Manöver durchführen zu können. Die nahezu gleiche Kampfstärke beider Fire Teams ermöglicht eine größere taktische Flexibilität, die Section kann sich sowohl „raupenartig“ als auch „überschlagend“ bewegen.
Mit den neuesten Veränderungen (erneute Einführung des GPMG auf Section-Ebene) ist es auch wieder möglich die Section in Rifle Group und Gun Group aufzuteilen. Dazu unterstellt sich der/die Section Commander (SC) alle Riflemen und Grenadiers direkt in der Rifle Group, während die/der Second in Command (2IC) Gunner und Sharpshooter in der Gun Group führt.
Funkgeräte und Rufnamen
Seit den 1970er Jahren wurden alle Mitglieder der Rifle Section mit einem Kurzstreckenfunkgerät ausgestattet. Der Section Commander trägt ein Funkgerät mit erhöhter Reichweite zur Kommunikation mit dem Platoon Commander und den anderen Sections.
In der Fire Team-Struktur tragen beide Fire Teams immer die Rufnamen Charlie und Delta. Innerhalb dieser Teams werden die einzelnen Rollen mit Nummer bezeichnet.
Ein Beispiel für dieses System:
Einheit | Name mit Nummer |
---|---|
SC | Charlie-1 |
1. GRN | Charlie-2 |
1. GU | Charlie-3 |
2IC | Delta-1 |
2. RM | Delta-4 |
Das British Army Rifle Platoon
Struktur und Bewaffnung
Das Rifle Platoon besteht aus drei Rifle Sections und dem Platoon Headquarters (Platoon HQ). Die Struktur und Bewaffnung des Platoon HQ variierte deutlich weniger als die der Sections im Laufe der betrachteten Zeit.
1970er bis Ende der 1980er Jahre
- Platoon Commander (Second Lieutenant oder Lieutenant): L1A1 SLR oder L2A3 SMG
- Platoon Sergeant (Sergeant): L1A1 SLR
- Signaller: L1A1 SLR oder L2A3 SmG
- Light Mortar No. 1: L1A1 SLR + Mk VII 51mm Mörser
- Light Mortar No. 2: L1A1 SLR
Ende 1980er bis Ende 2010er Jahre
- Platoon Commander (Second Lieutenant oder Lieutenant): L85A1 oder L85A2
- Platoon Sergeant (Sergeant): L85A1 oder L85A2
- Signaller: L85A1 oder L85A2
- Gunner: L7A2 GPMG
- Mortarman: L85A1 oder L85A2 + L9A1 51 mm Mörser (ab 2007: M6 60mm Mörser)
Seit Ende der 2010er Jahre
- Platoon Commander (Second Lieutenant oder Lieutenant): L85A3
- Platoon Sergeant (Sergeant): L85A3
- Signaller: L85A3
- Runner: L85A3
- Runner: L85A3
Führung
In der Zeit vor 2019 sah die Aufgabenteilung zwischen Platoon Commander und Platoon Sergeant vor, dass der/die Signaller (Funker/in) eng bei der/dem Platoon Commander bleibt, während Gunner und Mortarman durch den/die Platoon Sergeant geführt werden. Zu Erfüllung ihrer spezifischen Aufgaben, Führung des Platoons und Verbindung nach Oben und zur Seite bzw. Feuerunterstützung für die Sections konnten sich Beide auch räumlich trennen. Seit 2019 gibt es erstmals Fahrzeuge auf Platoonebene der Light Role Infantry, jedem Platoon kann je nach Situation ein Quad (Yamaha 450 Grizzly) mit Anhänger zugeordnet werden. Dieses wird von den beiden Runners (Bot/innen) gefahren.
Funksystem
Die Section Commander sowie die/der Platoon Commander bzw. Sergeant sind auf einem Kanal miteinander verbunden. Die Verbindung nach Oben, zur Seite oder zur Kampfunterstützung wird über das von der/dem Signaller getragenem und bedientem Rucksackfunkgerät gehalten.
Munitionsversorgung
Generell ist es bei der British Army üblich, dass Munition für die Unterstützungswaffen über das ganze Platoon, bzw. die Section verteilt wird. Folgendes gilt beispielhaft für ein Platoon in Panzergefahr in den 1980er Jahren.
Da es den Mortar Men nicht möglich war, die gesamte Munition (18 Granaten) neben ihren Gewehren nebst Munition selbst zu tragen, wurde ein Teil der Munition auf das gesamte Platoon verteilt, sodass wer konnte noch zusätzlich zur eigenen Munition ein bis zwei Granaten für den 51mm Mörser trug.
Ebenso wurde die Munition für das GPMG verteilt, jedes Mitglied der Gun Group transportierte 200 Schuss für das L7A1, in der Rifle Group trug jeder, mit Ausnahme von MAW No.1 und No.2, noch einen Gurt mit 50 Schuss.