Dieser Artikel beschreibt die gemeinsamen Taktiken der Infanterie, sie werden direkt oder leicht abgewandelt von Einheiten verschiedener Größen und Fraktionen angewendet. In der abgesessenen Kampfweise sind dies auch Standardtaktiken der motorisierten oder auch der mechanisierten Infanterie.

Grundlegendes

Als “Einheit” wird unten immer die aus mehreren Untereinheiten zusammengesetzte Formation bezeichnet. ies kann ein Zug (Platoon) oder eine Gruppe (Squad/Section) sein. Als “Elemente” werden die Untereinheiten bezeichnet, die eine betrachtete Einheit bilden.
Also: x Gruppen (“Elemente”) = 1 Zug (“Einheit”)

Taktiken der Bewegung

Traveling Overwatch

Eine mobile Überwachung wird gewährleistet, wenn während eines Marsches aus einer Einheit ein Vorauselement (Vorhut) gebildet wird, während andere Elemente in einem Abstand folgen, der es ihnen ermöglicht, die Bewegung des Vorauselements zu überwachen. Es kann zur Sicherung ebenso ein mit Abstand den Hauptkräften folgendes Element (Nachhut) gebildet werden.
Eine solche Marschordnung bietet einer Einheit eine gute Sicherung gegen Hinterhalte, bei hoher Geschwindigkeit der gesamten Einheit.

Überwachung / Overwatch / Feuerschutz

Statische Überwachung wird gewährleistet, wenn mindestens ein Element so Stellung bezieht, dass es die Handlungen der anderen Elemente beobachten kann. Die Stellung muss so gewählt werden, dass von dort aus Feuerschutz geleistet werden kann. Der Abstand der Elemente sollte maximal die Hälfte der effektiven Reichweite des überwachenden Elements betragen. Overwatchpositionen sind oft höhergelegene Orte, wie Gebäude oder Geländekanten.

Bounding Overwatch

Das Prinzip der Bounding Overwatch ist es, dass sich die Elemente einer Einheit bei der Überwachung der jeweils Anderen in kurzen Abständen abwechseln.
Die Bewegung wird immer nur bis zur nächsten Deckung oder dem nächsten Versteck fortgeführt. Ist nichts vorhanden wird schlicht der Boden geküsst.
Die Bewegungen können in jeglicher, dem Gelände und der Lage angepassten Geschwindigkeit durchgeführt werden, der Sprung ist nicht immer angemessen!
Merke: Je näher die (mutmaßliche) Gefahr und je schlechter die Sichtverhältnisse, desto kürzere Strecken werden jeweils zurückgelegt. Je näher die (mutmaßliche) Gefahr und je besser die Sichtverhältnisse, desto größere Geschwindigkeiten werden gewählt.

Raupenartiges Vorgehen (Successive Bound)

Bei raupenartigem Vorgehen überwacht immer mindestens ein Element, während sich andere Elemente bewegen. Haben die sich bewegenden Elemente eine Deckung oder eine angemessene Entfernung erreicht gehen sie dort in Stellung. Nach Freigabe durch den/die Einheitenführer/in bewegen sich dann die zuvor überwachenden Elemente bis auf Höhe der Stellung des/der ersten Element/e und gehen dort in Stellung. Dann bewegt sich wieder das/die erste/n Element/e, und so fort, bis das befohlene Ziel erreicht wird. Die Einheit bewegt sich also wie eine Raupe, indem sie ihren Hinterleib nachzieht und dann ihren Vorderleib vorschiebt.
Raupenartiges Vorgehen eignet sich besonders für Einheiten mit einem Element, dass Schwerpunktwaffen führt, sowie wenn Feindkontakt unmittelbar bevor steht.

Animation: Raupenartiges Vorgehen
Animation: Raupenartiges Vorgehen

Überschlagendes Vorgehen (Alternate Bound)

Beim Bockspringen springt man über eine andere Person und bringt sich in Position, damit diese über einen Springen kann. So ähnlich funktioniert auch überschlagendes Vorgehen. Der Unterschied zum raupenartigen Vorgehen ist, dass sich die Rollen der Elemente abwechseln. Das in der ersten Phase überwachende Element geht nicht auf Höhe des anderen Elements in Stellung, sondern geht weiter vor und erst in angemessener Entfernung in Stellung.
Überschlagendes Vorgehen eignet sich besonders für Einheiten ohne ein Element, dass Schwerpunktwaffen führt, sowie wenn Feindkontakt wahrscheinlich ist, aber nicht unmittelbar erwartet wird.

Animation: Überschlagenes Vorgehen
Animation: Überschlagenes Vorgehen

Feuern & Bewegen (Fire & Movement)

Bei Feindkontakt können beide Bewegungsarten aufrecht erhalten werden, wenn das jeweils überwachende Element die Bewegung des anderen Elements durch Feuer auf bekannte oder gemutmaßte Feindpositionen deckt und somit den Feind niederhält (unterdrückt).
Unter Deckungsfeuer werden kurze Strecken mit hoher Geschwindigkeit zurückgelegt. Je näher der Feind, desto kürzer die Sprünge!
Beim überschlagenden oder raupenartigen Feuern & Bewegen muss sich besonders schnell in Stellung gebracht und das Feuer eröffnet werden, damit keine Lücke im Unterdrückungsfeuer entsteht und gleichzeitig nicht zu viel Zeit verbraucht wird. Zeitverbrauch ist Munitionsverbrauch!
Feuern & Bewegen kann auch als geschlossene Einheit im Sturmlauf durchgeführt werden. Dabei bewegen sich alle Mitglieder der Einheit gleichzeitig in Richtung des Angriffsziels, wählen dabei ein gemäßigtes Lauftempo (Combat Pace) und feuern aus der Bewegung.

Taktiken im Halt

Rundumsicherung

Eine Sicherung im Vollkreis (360°) ist immer dann nötig, wenn eine Einheit allein in einem Gelände agiert, in dem es zum Feindkontakt kommen kann. Ist eine eigene oder verbündete Einheit in der Nähe wird die Sicherung so gelegt, dass sich die Sicherungsbereiche ergänzen. Je nach Gelände und Lage kann es auch angemessen sein die Sicherung in einem kleineren Winkel als 360° auszulegen. Es ist nicht zweckmäßig eine hohe Felswand anzustarren, die sich 50 cm neben der rechten Schulter befindet!
Der Aufbau einer Rundumsicherung aus der Bewegung ist recht einfach:
Befehl “Halt”: Jede/r hält bei der aktuellen Position an und kniet sich hin, Sicherungsrichtung des/der Vorderen um 45°-90° ergänzen, fertig.
Befehl “Stellung”: Jede/r sucht sich eine feste Deckung oder eine versteckte Stellung in unmittelbarer Nähe. Die Schwerpunktwaffen (i.d.R. MG) sichern in die Richtung, wo der Feind ist oder vermutet wird. Dies ist der (befohlene) Schwerpunkt der Sicherung, alle Anderen ergänzen.

Kreuzsicherung

Die Kreuzsicherung ist eine einfache Methode, um Gebäudeausgänge, Öffnungen und Gassen zu sichern. Hierzu stellen sich zwei Soldat/innen an den Türpfosten o.ä. der Öffnung so auf, dass sie nach Außen in entgegengesetzte Richtungen blicken, ihre Sicherungsbereiche sich also überkreuzen.
Eine Kreuzsicherung kann auch in Bewegung in urbanem Gelände durchgeführt werden. Jede/r überwacht dazu die Türen und Fenster über der Person auf der anderen Straßenseite.

Darstellung einer Kreuzsicherung
Darstellung einer Kreuzsicherung