Vorwort
Ein Event bei Gruppe W ist eine detailliert gebaute Mission, welche von allen Teilnehmern mit individueller, präziser Vorbereitung angegangen wird. Hierdurch werden optimale Voraussetzungen geschaffen, um auf allen Ebenen einen reibungslosen Ablauf zu garantieren. Dieses Dokument beschäftigt sich mit Fragen und Abläufen, welche speziell für die Logistik relevant sind. Der Detailgrad im vorliegenden Leitfaden ist bewusst hoch gehalten und sollte nicht abschrecken. Eine Umsetzung von 70% der angesprochenen Themen bedeutet realistisch bereits eine ausgesprochen qualitative Vorbereitung.
Situationsanalyse
Ganz am Anfang jeder Vorbereitung steht das Vertrautmachen mit den Gegebenheiten: Welche Fraktionen sind an der Mission beteiligt? Über welche Kräfte verfügt die eigene Seite – welche Feindkräfte sind bekannt? Welcher Auftrag soll erfüllt werden? Mit welchem Gelände und Entfernungen müsst ihr arbeiten?
Aus der Beantwortung diese Fragen leitet sich bereits Vieles ab, hiermit könnt ihr ein Portfolio aller möglichen Leistungen erstellen: Welche Munition und Versorgungsgüter vorhanden sind, Versorgungsrouten und -zeiten, mögliche Schwierigkeiten im Verlauf der Mission, etc. Wichtig ist hierbei die strategische Auseinandersetzung mit dem Oberkommando, doch dazu später mehr.
Folgende Kategorien sind elementar bei der Einschätzung der Situation:
- Bodengebundene / Luftgestützte Logistik: Der höhere Personalaufwand luftgestützter Logistik wird durch enormen Geschwindigkeitsgewinn ausgeglichen. Beide Arten benötigen jedoch eigene Versorgungsrouten. Wichtige Frage sind: Welche Aufträge kann ich nur mit einer der beiden Varianten erfüllen? Wie minimiere ich Risiken für meine Männer? Vermintes Gebiet wird sicherlich überflogen, weite und zerklüftete Gebirgszüge beherbergen gerne mal eine Luftabwehrrakete. Herrscht zu Beginn des Einsatzes keine Lufthoheit, darf der Heli erst gar nicht starten.
- Zu versorgende Einheit: Infanterie, Panzerzüge, CAS und ein SEBA Team hinter feindlichen Linien benötigen ganz unterschiedliche Dinge. Wichtige Fragen sind: Welche Einheit priorisiere ich bei der logistischen Ressourceneinteilung? Ein normales Light Platoon benötigt meist nicht die Geschwindigkeit luftgestützter Logistik, um Munitionsnachschub zu erhalten. Das SEBA Team ist hingegen vollständig angewiesen auf diese Unterstützung. Wie garantiere ich die schnelle Durchführung von Standardversorgungen? Der CAS freut sich, wenn die HEMTTs schnell zur Stelle sind. Falls möglich, positioniere die logistische Basis also in der Nähe des Flugfelds. Erstelle gedanklich einen entsprechenden Versorgungsplan.
- Absolute Kapazität der logistischen Versorgung: Wie viele Logistiker und Material stehen überhaupt zur Verfügung? Wo liegt die maximale Auftragskapazität? Mit welcher Bearbeitungszeit je Auftrag muss gerechnet werden?
Roadmap
Ein Event entwickelt sich individuell und dynamisch. Meist gibt es unterschiedliche Phasen im Verlauf der Mission, auf deren jeweilige Eigenschaften sich alle Einheiten einstellen sollten. Dies gilt im Besonderen für die unterstützenden Elemente, allen voran die Logistik. Es ist daher wichtig, einen Plan für die Bewältigung der jeweiligen Szenarien zu haben.
Zwei Dinge sind entscheidend bei der Konzeption der Roadmap: Rücksprache mit dem Commanding Officer und Analyse des Einsatzgebiets. Nachdem ihr euch in Schritt 1 bewusst über eure (alle) Ressourcen und Aufgaben geworden seid, gilt es nun, mit der Strategie des Oberkommandos vertraut zu werden.
Arbeitet wichtige Meilensteine des Vorgehens heraus und analysiert auf dem Weg dorthin befindliche Risiken. Haltet jedoch auch euren CO davon ab, eine Großoffensive an drei Orten gleichzeitig zu planen, wenn ihr kaum Transportmittel habt. Ohne rechtzeitigen Nachschub würde das Vorhaben in kürzester Zeit zum Stillstand kommen. Definiert lieber Offensive Nr. 1, darauf folgende Versorgung und währenddessen der Befehl zu Offensive Nr. 2. Stimmt eure taktischen Vorstellungen und (Un-)Möglichkeiten der logistischen Versorgung miteinander ab.
Besonderes Mittel kann beispielsweise das Arbeiten mit Versorgungspunkten (VP) sein: Stößt die Truppe im Einsatzverlauf immer weiter in feindliches Gebiet vor, bietet es sich manchmal an, die Logistik (teilweise) an vordefinierten Punkten nachzuziehen. Dies verringert Versorgungszeiten und ermöglicht den Kampfverbänden, eure VP in das jeweilige Vorgehen einzuplanen. Spielt mit diesen vielfältigen Möglichkeiten – und setzt am Ende eure Logistiker über den großen Plan ins Bild.
Überlegt euch weiterhin im Vorfeld, wie ihr eure Vorräte einteilt: Endliche Mengen an Munition und Material erfordern definierte Sperrbestände, um im Notfall weiterhin versorgen zu können. Auch hierüber sollten alle Logistiker informiert sein, um selbstständig mitdenken und -arbeiten zu können.
Persönliche Besprechungen
Unerlässlich für einen reibungslosen Ablauf aller logistischen Prozesse ist die Besprechung zwischen allen verbindenden Elementen im Vorfeld. Hier eine Auflistung der möglichen Paarungen inklusive der wichtigsten Fragestellungen.
CoLo → CO: Der Chief of Logistics berät sowohl während der Vorbereitung als auch im Event den CO bzgl. aller logistischen Fragestellungen und setzt die Strategie des COs um (s. Roadmap). Definiert die jeweilige Erwartungshaltung. „Ich will von dir nur wissen, ob das so möglich ist oder nicht. Und Funkstille ist der Rest.“ vs. „Denke parallel immer mit, ob du bessere Ideen hast – und halte mich auf dem Laufenden, was bei euch so passiert.“
CoLo → Teamleader: Hier gibt es viel Raum für Gestaltung. Soll die Logistik zu Missionsbeginn sofort eine komplette Inventur durchführen? Wann will der CoLo welche Informationen von seinem Teamleader – Beginn und Abschluss eines Auftrags oder mehr? Welche Aufträge standardisiert man gemeinsam in der Vorbereitung als 5-Liner? (Bsp.: CAS-Versorgung mit Auftrag „Alpha – Ammo“, „Romeo – Repair“ und „Foxtrot – Fuel“.) Außerdem internes Review der Roadmap, etc.
CoLo → MedEVAC: Nach aktuellem Konzept untersteht der MedEVAC direkt dem Chief of Logistics. Die Etablierung des sogenannten „Alarmstarts“ (Notstart) zwischen beiden Partnern wird zumeist als bedeutsam erachtet: Vor der genauen Aufnahme, respektive Formulierung des MedEVAC 5-Liners durch den CoLo wird der Helikopter bereits gestartet. Bsp.: „CLINIC, hier ACTUAL. Dies ist ein Notstart! Scramble! Bitte bestätigen Sie.“ – „ACTUAL, hier CLINIC. Bestätige Notstart. Sind Scramble.“ Erst danach erfolgt die Formulierung des 5-Liners sowie Weitergabe an die MedEVAC-Crew. Die hieraus gewonnene Zeitersparnis kann den Unterschied zwischen Leben und Tod machen. Ebenso lebensrettend kann die vorherige Ausarbeitung von Flugrouten und deren -zeiten sein. Hinweis: Bei Missionen mit MedEVAC wird die Lifetime entsprechend angepasst. Informiert euch also über die genauen Zeiten und passt eure Routen daran an. Das ist aber primär Aufgabe der MedEVAC-Crew und nicht der Führung.
Zuletzt empfiehlt es sich, gemeinsam festzulegen, wie der Rücktransport organisiert wird. Erstellt der CoLo nach erfolgter medizinischer Versorgung einen 5-Liner für den Teamleader? Nimmt man den kurzen Dienstweg ohne 5-Liner und überlässt die Organisation des Rücktransports komplett dem Teamleader? All diese Punkte sollten vorher abgesprochen werden – in diesem Stadium der Mission wird meist keine Zeit mehr sein, das zu tun. Wichtig ist, dass niemals die Führung (CoLo/CO) übersprungen werden darf. Sie entscheidet über den Rücktransport der Truppen.
Teamleader → Logistiker: Dem Teamleader als Schnittstelle zwischen Oberkommando und Truppe fällt eine besondere Bedeutung zu, gute Vorbereitung ist unerlässlich. Bereits vor der Mission setzt der Teamleader seine Mannschaft ins große Bild. Standardisierte 5-Liner werden weitergegeben, feste Aufgaben bereits verteilt: „Direkt zu Missionsstart machen alle Bestandsaufnahme. Ergebnisse weiterleiten an mich. Bob, du bist im Anschluss abgestellt und ausschließlich für die Versorgung des CAS verantwortlich.“
Hinweis: In Events ist eine Bestandsaufnahme meist nicht notwendig – die Logistikführung kann (und sollte) sich diese Informationen im Voraus vom Missionsbauer geben lassen. Bei Abendmissionen kann das widerum anders aussehen. Weiterhin muss geklärt werden, wie innerhalb des Teams kommuniziert werden soll. Nutzt man alleinig die vorhanden Hilfsmittel (LogiTrack) – oder lieber doch zusätzlich per Funk den Beginn und Abschluss eines Auftrags durchgeben? An dieser Stelle sei darauf hingewiesen, dass in größeren Missionen das Funkaufkommen enorm ansteigen kann. Der Teamleader sollte sich also gut überlegen, wie viel Funk er standardisieren will. Nicht zuletzt ist auch die Zusammensetzung des Teams wichtig: Welche Logistiker sind erfahren mit dem Handwerk, wer ist neu dabei? Richtet euch bei der Vergabe kritischer Aufträge darauf ein. Einige dieser Punkte müssen nicht zwingend in die Vorbesprechung vor dem eigentlichen Event. Legt für euch individuell fest, was ihr gemeinsam schon vor dem Eventabend geklärt haben wollt. Für den Rest ist in der Ingame-Besprechung auch noch Zeit.
Schlusswort
Logistikführung in Events von Gruppe W ist kein Hexenwerk. Das A und O sind die Grundkenntnisse aller logistischen Abläufe und vorausschauende Planung. Eine gute Versorgung entsteht nicht in der Mittagspause – ist aber mit ein wenig Erfahrung recht souverän zu gewährleisten. Solltet ihr bei eurem ersten Führungseinsatz noch unsicher sein, bezieht euer Team eng mit in die Vorbereitung ein. Legt ihm eure Überlegungen dar und ihr werdet schnell einen gemeinsamen Lösungsansatz finden. Generell gilt: Je mehr ihr euren Leuten Freiraum für Ideen, Gestaltung und Eigenverantwortung gebt, desto motivierter wird das Team. Und nimmt euch nebenbei noch Arbeit ab. Eure Untergebenen sind eine Ressource, nicht nur Befehlsempfänger – nutzt sie! Legt nur im Voraus fest, in welchem Rahmen sich alle bewegen sollen.